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Guinea pig - Versuchskaninchen

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   Heute habe nicht ich fotografiert, sondern ein Fotograf war hier. Fotografiert werden ist für mich schlimmer als Zahnarzt ohne Betäubung, und dazu wird das Ganze noch übernächstes Wochenende in einem Magazin des Kölner Stadtanzeigers erscheinen. Ich habe mich bereit dazu erklärt, um die Geschichte dahinter zu erzählen, und das will ich zuerst hier tun.
Ich habe vor 5 Monaten so ziemlich zum ersten Mal in meinem Leben etwas gewonnen, und etwas ganz Wunderbares: 1 Jahr lang ein bedingungsloses Grundeinkommen, 1000 Eurojeden Monat, einfach so. Eine Initiative sammelt per Crowdfunding Geld, und immer wenn 12 000 Euro zusammenkommen, wird verlost. Ich war die 23. Gewinnerin.
Und ich bin Versuchskaninchen, denn es geht darum: Was geschieht mit Menschen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) bekommen? Die Frage dahinter ist eigentlich: Würde dann noch jemand arbeiten? Meine Gegenfrage lautet immer: Was sagt das über unsere Gesellschaft und Wirtschaft aus, wenn wir davon ausgehen, dass Menschen nur wegen des Geldes arbeiten? Und wenn es so ist, wird es nicht Zeit, daran etwas zu verändern?
Ich habe nicht weniger gearbeitet, eher mehr (auch wenn ich das in der 'zweiten Halbzeit' meines BGE etwas ändern will). Es hat mich sogar in eine kreative Krise gebracht, weil ich mit so vielen anderen Dingen beschäftigt war. Das BGE hat es mir ermöglicht, längerfristig zu denken und zu planen. Ich habe das Geld des ersten halben Jahres investiert (so viel zu der Frage, ob man in einen Shoppingrausch verfällt): Ich habe ein Studium angefangen und beendet (betriebliches Gesundheitsmanagement/ BGM), eine Facharbeit geschrieben, ein BGM-Konzept entwickelt, wissenschaftliche Daten ausgewertet, ein Buch (s. o.) darüber geschrieben und im Selbstverlag herausgebracht. Ich habe ein Flüchtlingsprojekt unterstützt, mit grafischen Arbeiten und dem Schreiben von Fördergeldanträgen. Und ich habe den nächsten Fernstudiengang begonnen: Positive Psychology. Ach ja, und ich habe bereits eine Dozentenstelle und werde ab August BGM mit Schwerpunkt auf Motivationspsychologie und Marketing unterrichten. All das wäre ohne BGE nicht möglich gewesen, deshalb bin ich all den Menschen unglaublich dankbar, die das durch Organisation und Crowdfunding ermöglicht haben.
Im zweiten halben Jahr möchte ich es wirklich etwas langsamer angehen und mir auch mehr Zeit für meine kreativen Arbeiten nehmen, ich habe das in den letzten Monaten sehr vermisst. Ich hatte nur den Anspruch an mich, mit dem Geld auch wirklich etwas Gutes anzufangen und etwas zu bewegen. Deshalb gebe ich auch gerade viele Interviews, immer hin- und hergerissen zwischen meinem Bedürfnis nach Privatheit und der Möglichkeit, eine Diskussion anzustoßen, die ich für sehr wichtig halte. Es waren banale Interviews dabei, und ich habe schon jetzt mit Schrecken feststellen müssen, wie verzerrt manche Aussagen dargestellt werden. Und es waren tolle Interviews dabei, z. B. mit einer Studentin aus Frankfurt, die mit zwei anderen eine Facharbeit über das Thema BGE schreibt. Der 'gesellschaftliche Wandel' wird so oft herbeizitiert. Ich sehe mit dem BGE wirklich eine Chance dafür, und ich sehe vor dem Hintergrund dessen, was ich im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements gelernt habe auch, dass sich in Deutschland in den nächsten Jahren viel verändern wird, so oder so (Stichwort demografischer Wandel/ Überalterung etc.). Als Versuchskaninchen kann ich sagen: BGE funktioniert wunderbar.
Mitmachen kostet buchstäblich nichts. Unterstützen kann man das Projekt übrigens z. B. durch Einkäufe (statt einer Payback-Karte gibt es mein-grundeinkommen-Karten), beim Buchen von Hotelübernachtungen oder beim Einkaufen bei verschiedenen Onlineshops. Auch wenn ich nicht nochmal gewinnen kann, freue ich mich doch jedes Mal, wenn ich auf diese Weise dabei mithelfe, das nächste Grundeinkommen für einen weiteren Gewinner zu finanzieren. Vielleicht für einen von Euch?
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This long post is about a great chance I got: I won an unconditional basic income for a year, 1000 Euros per month. I'm a guinea pig for testing what changes this makes in a person's life. I'm a very private person, but decided to face my fears of interviews and being photographed because I really believe tha a basic income would help us to create a better and healthier society. During the 5 months I got the basic income so far, I studied (and completed) corporate health management, made my exam/ wrote a paper, evaluated my scientific findings and wrote/ published a book about it (see picture above) and got a job as a trainer for corporate health management. The next 6 months I want to focus more on my creative things which I missed during the last months.
Well, my life somehow never gets boring ...

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